Vergessene Generationen: die Vernachlässigung von Spendergeborenen durch die Fertilitätsindustrie

Lesezeit: 2 Minuten
Durch Hans Meier
- in
„Wurzeln, die sich um einen zerbrochenen Stammbaum winden.”

BerlinKinder und Erwachsene, die durch Eizellen- oder Samenspende gezeugt wurden, stehen vor eigenen Herausforderungen. Forscher des King’s College London führten eine umfassende Überprüfung von Studien zu diesem Thema durch. Ihre Ergebnisse, veröffentlicht im British Journal of Obstetrics and Gynaecology, fassen die psychologischen Erfahrungen von Personen, die durch Spende gezeugt wurden, zusammen. Diese Übersicht basiert auf Daten aus 50 verschiedenen Studien mit insgesamt 4.666 Teilnehmern aus einkommensstarken englischsprachigen Ländern.

Wesentliche Erkenntnisse aus der Überprüfung zeigen:

  • Kinder und Erwachsene, die durch Samenspende gezeugt wurden, weisen ähnliche, wenn nicht sogar höhere Wohlbefindenswerte auf als Personen, die auf natürlichem Wege gezeugt wurden.
  • Sie zeigen ein höheres Selbstwertgefühl und wärmere zwischenmenschliche Beziehungen.
  • Eine frühzeitige Offenlegung der Spende führt zu besseren psychologischen Ergebnissen bei Kindern.
  • Dennoch kämpfen Spenderkinder oft mit Identitätsfragen und Vertrauensproblemen.

Menschen, die durch Samenspenden gezeugt wurden, haben oft Sorgen, auch wenn es einige positive Ergebnisse gibt. Studien zeigen, dass sie Probleme mit Vertrauen und dem Verständnis ihrer genetischen Herkunft haben. Die Unkenntnis über ihre Abstammung kann ihre psychische Gesundheit beeinflussen.

Seit 1991 wurden im Vereinigten Königreich mehr als 70.000 Menschen durch Samenspende geboren. Wir wissen wenig darüber, wie sich dies psychologisch auf sie auswirkt, insbesondere auf diejenigen, die vor 1991 geboren wurden. Im Vereinigten Königreich müssen Eltern ihren Kindern nicht mitteilen, ob sie durch eine Samenspende gezeugt wurden. Die Anonymität von Samenspendern wurde 2005 aufgehoben, jedoch müssen Kinder bis zu ihrem 18. Lebensjahr warten, um diese Informationen zu erhalten.

Dr. Charlotte Talbot von King's College London und der Universität Birmingham erklärte, dass das Thema komplex sei. Sie wies darauf hin, dass es viele Beweise hinsichtlich von Kindern und Erwachsenen gibt, die durch Samenspenden gezeugt wurden. Ihre Ergebnisse sind meist gleichwertig oder sogar besser im Vergleich zu anderen, jedoch bestehen weiterhin Probleme im Bereich Vertrauen und Kenntnis ihrer genetischen Herkunft.

Professorin Susan Bewley, Hauptautorin der Studie, betonte die Notwendigkeit, mehr Aufmerksamkeit auf Spender-gezeugte Personen zu richten. Sie erklärte, dass Kinder, die durch Spender gezeugt wurden, oft aufgrund von Fruchtbarkeitsproblemen bei einem oder beiden Elternteilen geplant und gewünscht sind, was zu einem höheren Wohlbefinden und besseren Familienbeziehungen führen kann. Dennoch wies sie darauf hin, dass die Bedürfnisse dieser Spender-gezeugten Personen in der assistierten Reproduktion oft übersehen werden.

Laura Bridgens, die Gründerin von Donor Conceived UK (DCUK), unterstrich die langfristigen Auswirkungen der Nutzung von Gametenspenden. Sie betonte, dass der Einsatz eines Gametenspenders viele Generationen beeinflusst und weitreichende soziale Folgen hat. DCUK unterstützt diese Überprüfung und fordert die Berücksichtigung der fortlaufenden Bedürfnisse von Menschen, die durch Spenden gezeugt wurden.

Die Studie schlägt Veränderungen in der assistierten Reproduktionsindustrie vor. Sie betont die Notwendigkeit, sich auf durch Spende gezeugte Personen und ihr Wohlbefinden zu konzentrieren. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um ihre langfristige Gesundheit zu verstehen. Heim-DNA-Tests haben es erleichtert, Familiensgeheimnisse aufzudecken, was stark die durch Spende gezeugten Erwachsenen betrifft, insbesondere jene, die vor 2005 geboren wurden und keinen rechtlichen Zugang zu Informationen über ihre genetische Identität haben.

Die Fertilitätsindustrie und die Regierung müssen sich um Menschen kümmern, die durch Spender gezeugt wurden. Es ist wichtig, ihnen zuzuhören. Wenn ihre Bedürfnisse jetzt erfüllt werden, wird der Bedarf an Hilfe von Wohltätigkeitsorganisationen wie DCUK später verringert.

Die Studie wird hier veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1111/1471-0528.17892

und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet

Charlotte Talbot, Nathan Hodson, Joanne Rose, Susan Bewley. Comparing the psychological outcomes of donor and non‐donor conceived people: A systematic review. BJOG: An International Journal of Obstetrics & Gynaecology, 2024; DOI: 10.1111/1471-0528.17892
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