Bekannter japanischer Redakteur und Nachkriegsfigur Tsuneyasu Watanabe gestorben
BerlinTsuneyasu Watanabe, eine bedeutende Persönlichkeit der japanischen Medien und Politik nach dem Krieg, ist im Alter von 98 Jahren verstorben. Über viele Jahre hinweg prägte Watanabe politische Diskussionen und die nationale Meinung. Er war bekannt für seine Bemühungen, Gespräche über Japans pazifistische Verfassung zu initiieren, was 1994 für Kontroversen sorgte. Damals war es unüblich, die Selbstverteidigungskräfte im Zusammenhang mit der Verfassung zu erörtern, doch Watanabe entfachte die öffentliche Debatte, indem er einen Entwurf für eine Verfassungsänderung in der Yomiuri Shimbun veröffentlichte, wo er zuerst als Präsident und später als Vorsitzender tätig war.
Watanabe wurde 1926 in Tokio geboren. Er studierte Philosophie an der Universität Tokio, musste sein Studium jedoch abbrechen, als der Zweite Weltkrieg begann und er in die Kaiserliche Armee eingezogen wurde. Nach Kriegsende trat er 1950 der Yomiuri-Zeitung bei und machte dort Karriere bis er ein bedeutender Journalist in Japan wurde. Einige wenige zentrale Elemente prägten seinen beruflichen Werdegang.
Kritik an militärischen Praktiken während der Kriegszeit und kulturellen Ehrenritualen, wie den Zeremonien am Yasukuni-Schrein. Eine anfängliche, aber kurze Verbindung zur kommunistischen Partei, gefolgt von einer entschiedenen Hinwendung zu antikommunistischen Positionen. Führungspositionen, darunter der Leiter des Washingtoner Büros und der politischen Berichterstattung, bevor er die Leitung der größten Zeitung Japans übernahm.
Watanabe hatte einen bedeutenden Einfluss auf den Sport. Er war Besitzer der renommierten Baseballmannschaft Yomiuri Giants in Japan und beriet im Sumo-Ringen. Sein Engagement verknüpfte Sport mit der japanischen Kultur und Politik.
Politik und Einfluss: Watanabe und Ishiba
In der politischen Szene arbeitete er eng mit Premierminister Shigeru Ishiba zusammen und war sowohl Mentor als auch Kritiker. Er äußerte oft Kritik an konservativen Politikern und brachte seine Ansichten zur japanischen Kriegsgeschichte ein, was in turbulenten politischen Zeiten auf große Resonanz stieß. Ishiba erkennt an, wie sehr Watanabe ihn beeinflusst hat, was die Bedeutung von Watanabes Einfluss verdeutlicht. Sein Interesse an der Verwaltung der Liberaldemokratischen Partei war ein Hinweis auf gegenwärtige politische Herausforderungen. Jetzt, da Ishiba mit der Führung einer Minderheitsregierung konfrontiert ist, wünscht er sich, er könnte weiterhin Watanabes Rat einholen.
Watanabe war oft im Widerspruch zu den Traditionalisten, weil er offen über heikle Themen sprach. Dennoch regten seine Ansichten die japanische Gesellschaft dazu an, über ihre Vergangenheit und zukünftige Ausrichtung nachzudenken. Als Redakteur, politischer Kommentator und Kulturschaffender wird er in Diskussionen über Japans Identität und sein Engagement für Frieden in Erinnerung bleiben.
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