Sheins diplomatischer Tanz mit der EU für faire Bedingungen in der Modebranche

Durch Ernst Müller
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Shein-Logo auf einer Waage über der EU-Flagge balancierend.

BerlinShein bemüht sich um bessere Beziehungen zu europäischen Regulierungsbehörden. Der chinesische Internet-Händler will Bedenken hinsichtlich unfairer Preisgestaltung, Zwangsarbeit und Umweltfragen ausräumen. Donald Tang, Sheins Vorstandsvorsitzender, traf sich in Paris, London und Brüssel mit EU-Beamten, darunter Roberto Viola, der für die digitale Politik zuständig ist. Tang reist auch nach München, Mailand und Zürich, um Bedenken zu verstehen und das Geschäftsmodell von Shein zu erklären.

Shein gerät zunehmend ins Visier europäischer Regulierungsbehörden.

  • Illegale Dumping
  • Zwangsarbeit
  • Umweltverschmutzung
  • Zollvergünstigungen

Shein übertrifft Zara und H&M in Europa. Das Unternehmen wurde 2012 in China gegründet und verlegte seinen Sitz 2021 nach Singapur. Im letzten Jahr erzielte Shein einen Umsatz von etwa 8,2 Milliarden Euro. Ursprünglich plante das Unternehmen einen Börsengang in den USA, stieß jedoch wegen Problemen wie Zwangsarbeit auf Schwierigkeiten. Nun soll der Börsengang in London erfolgen.

Die EU erschwert den Handel mit China. Brüssel hat eine Untersuchung zu Subventionen für chinesische Elektrofahrzeuge eingeleitet. Geplant ist auch, den Steuerfreibetrag für Pakete unter 150 € abzuschaffen, was Online-Händlern wie Shein in Europa zugute kam. Eine neue Regel könnte Zölle von 5 bis 17 Prozent auf diese Pakete erheben. Shein unterstützt diese Änderung und wirbt für fairen Wettbewerb überall.

Shein wird vorgeworfen, Zwangsarbeit, insbesondere in der chinesischen Provinz Xinjiang, zu nutzen. Eine neue EU-Verordnung zum Verbot von Produkten, die mit Zwangsarbeit hergestellt wurden, steht kurz bevor. Tang erklärte, dass das Unternehmen keine Fabriken oder Unterauftragnehmer in diesen unerlaubten Regionen habe. Um dem neuen Verbot zu entsprechen, plant Shein, den Großteil seiner Baumwollproduktion von China in die Türkei zu verlagern.

Ab Ende August muss Shein den Regeln des Digital Services Act (DSA) folgen. Der DSA enthält Vorschriften und Kontrollen für den Umgang mit illegalen Artikeln wie gefälschten oder unsicheren Waren. Die Europäische Kommission kann Shein mit einer Geldstrafe von bis zu 6 Prozent seines jährlichen weltweiten Umsatzes belegen.

Französische Gesetzgeber fordern strengere Vorschriften für Fast-Fashion-Marken wie Shein und Temu. Ihr Vorschlag sieht Geldstrafen für Unternehmen vor, die die Umwelt schädigen, und ein Verbot von deren Werbung. Die EU aktualisiert ihre Abfallregelungen für Textilien, was möglicherweise höhere Gebühren für Modefirmen je nach Produktionsmenge zulässt. Shein steht in der Kritik, den übermäßigen Konsum zu fördern, indem sie viele neue Kleidungsstücke zu niedrigen Preisen anbietet. Der durchschnittliche Preis eines Shein-Artikels liegt bei etwa 10 Euro, und die Website hat normalerweise rund 600.000 Produkte im Angebot.

Tang behauptet, dass Shein kein Fast-Fashion-Unternehmen ist. Das Unternehmen erkennt schnell Trends, indem es die Wünsche der Kunden analysiert. Shein verwendet ein On-Demand-Modell, bei dem das Lager entsprechend der Kundenwünsche bestückt wird. Tang ist der Ansicht, dass dieser Ansatz dazu beiträgt, Überproduktion in der Modebranche zu reduzieren. Er glaubt, dass durch die gezielte Befriedigung der Nachfrage der allgemeine Konsum gesenkt werden kann.

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