Neue Einblicke in das Leben der Cucuteni-Trypillja-Kultur nahe Kosenivka, Ukraine
BerlinNeue Erkenntnisse zur Cucuteni-Tripolje-Kultur
Aktuelle Forschungen von Johannes Müller der Universität Kiel haben neue Informationen über die neolithische Cucuteni-Tripolje-Kultur ans Licht gebracht. Diese alten Völker lebten zwischen 5500 und 2750 v. Chr. in Osteuropa. Trotz ihrer Bedeutung wissen wir aufgrund des Mangels an menschlichen Überresten noch immer wenig über sie. Eine jüngste Studie an einem Fundort in der Nähe von Kosenivka in der Ukraine bietet mittels bioarchäologischer Analyse neue Einblicke in ihren Alltag und ihre Todesursachen.
In der Nähe von Kosenivka wurden 50 menschliche Knochenteile entdeckt, die von mindestens sieben Personen stammen.
Kinder, Erwachsene, Männer und eine Frau, potenzielle Hausbewohner.
Einige Überreste waren stark verbrannt, was zunächst den Verdacht erweckte, dass die Personen in einem Hausbrand möglicherweise durch Kohlenmonoxidvergiftung gestorben seien. Radiokohlenstoffdatierungen ergaben jedoch, dass eine Person etwa 100 Jahre später gestorben war, was Fragen zu anderen möglichen Todesursachen aufwarf. Einige Überreste wiesen auch Anzeichen von Kopfverletzungen auf, was auf Gewalteinwirkung hindeuten könnte und weiter untersucht werden sollte.
Die Studie liefert Einblicke in die Ernährungsweise des Trypillia-Volkes. Die Analyse von Knochen zeigt, dass sie hauptsächlich pflanzliche Nahrung zu sich nahmen. Fleisch machte weniger als 10 % ihrer Ernährung aus, und die Abnutzungsspuren an ihren Zähnen deuten darauf hin, dass sie viele Körner und Pflanzenfasern konsumierten. Dies unterstützt die Annahme, dass Rinder vorwiegend zur Düngung von Feldern und zur Milchproduktion genutzt wurden, statt für Fleisch. Diese Erkenntnisse unterstreichen die fortschrittlichen landwirtschaftlichen Praktiken des Trypillia-Volkes und betonen ihre Fokussierung auf Landwirtschaft und Ressourcenmanagement.
Müller und sein Team haben herausgefunden, dass das Studium von Knochen und Isotopen wertvolle Informationen über alte Kulturen liefern kann, selbst bei winzigen Überresten. Ihre Forschung geht über bloße Spekulationen über Todesursachen hinaus und bietet Einblicke in das tägliche Leben, die soziale Organisation und die Umweltinteraktionen der Menschen. Die Ergebnisse stellen bisherige Annahmen infrage und deuten darauf hin, dass diese Gesellschaft sowohl effizient in ihren Praktiken als auch kulturell vielfältig war.
Forschungen auf dieser und anderen Stätten könnten mehr Informationen über das soziale und kulturelle Leben der Cucuteni-Tripolje-Kultur liefern. Sie können zeigen, wie sie einige der ersten großen Siedlungen Europas bauten und unterhielten. Selbst kleine Knochenteile helfen uns dabei, Strategien zur Entwicklung und zum Überleben der frühen Menschen besser zu verstehen.
Die Studie wird hier veröffentlicht:
http://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0289769und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet
Katharina Fuchs, Robert Hofmann, Liudmyla Shatilo, Frank Schlütz, Susanne Storch, Vladislav Chabanyuk, Wiebke Kirleis, Johannes Müller. Life and death in Trypillia times: Interdisciplinary analyses of the unique human remains from the settlement of Kosenivka, Ukraine (3700–3600 BCE). PLOS ONE, 2024; 19 (12): e0289769 DOI: 10.1371/journal.pone.0289769Diesen Artikel teilen