Warum herrscht weiterhin Gewalt in Dagestan, Russlands gefährlicher Südstaat?

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Durch Johannes Müller
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Verbrannte Gebäude mit Rauch und militärischer Präsenz

BerlinDagestan: Mehr Gewalt am Wochenende

In Dagestan, einer Region im Süden Russlands, kam es am Wochenende zu einer neuen Welle der Gewalt. Fünf Angreifer griffen in der regionalen Hauptstadt Machatschkala und der Stadt Derbent orthodoxe Kirchen, Synagogen und eine Polizeistation an. Dabei töteten sie mindestens 20 Menschen, bevor die Behörden eingreifen konnten. Diese Angriffe verstärken die Besorgnis über die Sicherheitslage in Russland.

Dagestan liegt im Nordkaukasus zwischen Tschetschenien und dem Kaspischen Meer. Es zählt zu den abwechslungsreichsten und instabilsten Regionen Russlands. Das Gebiet verfügt über:

  • Über 30 anerkannte ethnische Gruppen
  • 13 lokale Sprachen mit besonderem Status neben Russisch
  • Eine Bevölkerung von 3,2 Millionen im Jahr 2024
  • 95% der Bevölkerung sind Muslime

Christen und Juden leben schon seit langem in Dagestan. Die Juden sind dort bereits seit dem 5. Jahrhundert ansässig.

Gewalt in Dagestan: Eine andauernde Bedrohung

Die Gewalt in Dagestan ist ein seit langem bestehendes Problem. Sie begann in den frühen 2000er Jahren, als Kämpfer aus Tschetschenien übersiedelten. Anschläge, Überfälle auf die Polizei und Entführungen waren an der Tagesordnung. Die Situation besserte sich durch verstärkte Sicherheitsmaßnahmen vor den Olympischen Winterspielen 2014. Viele Kämpfer schlossen sich daraufhin den extremistischen Gruppen des Islamischen Staates in Syrien und Irak an.

Die COVID-19-Pandemie und der Ukraine-Konflikt haben die Gewalt verringert, doch die Spannungen bleiben hoch. Im Oktober 2022 zeigen Videos Proteste in Dagestan, wo Aktivisten behaupten, viele ethnische Minderheiten würden zum Kämpfen nach Ukraine geschickt. Im selben Monat griffen Menschenmengen den Flughafen in Machatschkala an und nahmen einen Flug aus Israel ins Visier. Passagiere wurden verfolgt und die Polizei mit Steinen beworfen, wobei über 20 Personen verletzt wurden.

Am Sonntagabend griffen bewaffnete Männer eine Synagoge und eine orthodoxe Kirche in Derbent an. Sie setzten die Synagoge mit Molotow-Cocktails in Brand. Die meisten Verletzten waren private Sicherheitspersonen und Polizisten, die wegen eines früheren Vorfalls am Flughafen vor Ort waren.

Kein Gruppe hat sich zu den Anschlägen bekannt. Auf Telegram-Kanälen, die mit einem Ableger des Islamischen Staates verbunden sind, wurden die Täter gelobt. Der Gouverneur von Dagestan, Sergei Melikov, machte islamistische "Schläferzellen" verantwortlich, die von außerhalb des Landes gesteuert werden. Er vermutete, dass der Angriff mit Russlands Aktionen in der Ukraine zusammenhängen könnte, lieferte jedoch keine Beweise. Präsident Wladimir Putin beschuldigte ebenfalls ohne Nachweis die Ukraine für den Angriff auf die Crocus City Hall im März. Kiew wies jede Beteiligung zurück.

Dagestan hat eine starke Sicherheitspräsenz, doch die Reaktion verlief schleppend und Regierungsbehörden gaben widersprüchliche Informationen. Mark Youngman, Gründer von Threatologist, äußerte Bedenken. Er wies darauf hin, dass mindestens 15 Mitglieder der Sicherheitsdienste verletzt oder getötet wurden, was zeigt, dass die Behörden nicht einmal ihre eigenen Leute schützen konnten.

Ein Beamter aus Dagestan wurde verhaftet, weil seine Söhne angeblich in den Angriff verwickelt waren. Die russischen Sicherheitskräfte haben aus früheren Vorfällen nicht gelernt. Ihr Antiterrorkonzept konzentriert sich weiterhin auf Abschiebungen und strenge Maßnahmen. Harold Chambers, ein Experte für Politik und Sicherheit, erklärte, dass die russischen Behörden schlecht vorbereitet waren. Es gibt eine Diskrepanz zwischen Russlands Antiterrorstrategien und den Fähigkeiten der lokalen Angreifer.

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